Leseprobe Buch Streublümchen - Beate Kunze

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Leseprobe Buch Streublümchen

Leseproben

       Aus "Streublümchen"

       Endlich Feierabend
       Skat abgesagt
       auf Mittwoch vertagt
       denn Pokalspiel brennt
       Bier schaumig und kühl
       Sesselwohlgefühl
       Strom von Lebensmut
       tut so gut.
       Und in diesem Moment
       du nun
       in uralten Schuh'n
       alles wie immer
       nur schlimmer...

       In schmalen Augen kalte Wut
       nichts ist mehr gut
       Hände in die Hüften gedrückt
       pathetisch Brille gerade gerückt
       jeden Ausweg blockiert
       hochaufgebaut schrill emanzipiert
       Misstöne produziert
       Weihnachtskugeln gleich hängst du mir dann
       Schwächen an
       du wortgewandt
       ich ausgebrannt
       alles wie immer
       nur schlimmer...

       Es folgen wieder
       uralte Lieder
       von Rauchen
       und Saufen
       schnarchend die Nachtruhe stören
       vom Unvermögen zuzuhören
       ungewürdigtem Essen
       dreimal Hochzeitstag vergessen
       zu Hause komplett
       Langweile besonders im Bett
       sonst aber spritzig und nett
       immer schriller wird das böse
       gezeterte gekreischte Weibergetöse
       just in dem Moment
       wo das Pokalspiel brennt
       Alles wie immer
       nur schlimmer...

       Höhepunkt dann überschritten
       in leisere Töne abgeglitten
       abgeebbt nun das Gezeter

       schluchz statt dessen wenig später
       und dann "schau nicht so " geordert
       "sag was" im weiteren angefordert
       denn man müsste endlich reden
       über das Zusammenleben
       in vertrauter Gemeinsamkeit
       ohne Streit
       neunzig Minuten vergeigt
       neunzig Minuten Litanei
       Pokalspiel exakt vorbei
       Alles wie immer
       nur schlimmer..

       Wandel der Sinne
       Tremolo in der Stimme
       flehst nun, dass ich bleiben soll
       brauchst mich - ich brauch Alkohol
       träume
       schäume
       und dann sag ich's dir
       jetzt und hier!
       so höre:
       wärest du ein Fußballspieler
       sänge ich gerne deine Lieder'
       wärest du ein weiches Kissen,
       würde ich dich nicht gerne missen
       wärest du stumm würde ich dir von den Augen lesen
       mein Gott, wäre das heute schön gewesen
       doch wärest du eine Flasche stets gefüllt mit kühlem Bier
       meine Liebste ich bliebe für immer bei dir
       müsste nie mehr fort nie mehr neues kaufen
       würde lebenslang an dir hängen, könnt' und mich selig besaufen.

       Doch so ist es nicht und ich suche das Weite
       nehme Hut und Mantel und flieh in die Kneipe
       Alles wie immer
       aber keinesfalls schlimmer!

       Und eine Moral von der Geschicht?
       Die gibt es nicht.

 
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